Bitte keine Vergleiche in Sachen Flughafen mehr: BER ist kein Einzelfall!

Potsdam. Staunen und Erheiterung zugleich haben den Flughafenkoordinator der Brandenburger Landesregierung bei der Presseschau am vergangenen Sonntag gepackt. Wurde der neue Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt in einem Interview mit der „Welt am Sonntag“ doch gefragt, warum die Neueröffnung des Flughafens in München  Anfang der 1990er-Jahre geklappt habe, während sie in Berlin überhaupt nicht funktioniere. Grund genug für Bretschneider, sich zu Beginn der Woche in einem kurzen Brief an die Welt-Chefredaktion zu wenden. Als Begleitlektüre wanderte ein Artikel aus der Wochenzeitung „Die Zeit“ vom 24. März 1989 mit in den Briefumschlag.

In der Tat ähneln die Begleitumstände, die der Autor Karl-Heinz Büschemann gut drei Jahre vor der Eröffnung des Airports „Franz Josef Strauß“ in seinem Bericht unter der Überschrift „Flughafen München: Ein teures Chaos – Die wirre Planung beim Neubau kostet den Steuerzahler Milliarden“ aufgeschrieben hat, doch sehr der Medienlage im Kontext der Probleme um die verzögerte Fertigstellung des BER. Angefangen bei einer ersten Schätzung über rund 800 Millionen Mark ging die Bayerische Staatsregierung zum Zeitpunkt des Zeit-Artikels bereits von 7 Milliarden DM aus. Autor Büschemann bezeichnete München II als „Beispiel gigantischer Fehlplanung“ und als „Prachtbeispiel für Fehlplanungen bei Großprojekten“, bei dem man mit Kostenprognosen über eine 20-jährige Planungszeit und die mehr als zehnjährige Bauphase leidvolle Erfahrungen gemacht habe. Als besonders spektakulär sei vor allem der vierjährige Baustopp in Erinnerung, den der Bayerische Verwaltungsgerichtshof im Jahr 1981 kurz nach dem Baustart wegen des hohen „Landverbrauchs“ über die Bauarbeiten im Erdingen Moos verhängte. Und wenn sich die Gesellschafter der Flughafen München GmbH (Stadt München, Land Bayern, Bund) bei Kritik auch gerne auf diese Zwangspause sowie auf Baupreissteigerungen und ständig steigende Verkehrsprognosen beriefen, so sah Zeit-Redakteur Büschemann doch in der Hauptsache eine andere Begründung. So schrieb er im März 1989: „Der größte Teil der Kostenexplosion in Erding geht auf das Konto immer wieder revidierter Planungen durch die Fluggesellschaft. […] Die Folge ist aber, daß es für dieses vom Steuerzahler finanzierte Bauprojekt praktisch jeden Tag veränderte Pläne gibt. […] Deshalb weiß auch niemand zur Zeit, wie die Flughafenanlage am Ende aussehen und wann sie fertig wird.“

Zurück im Brandenburg der Gegenwart will Flughafenkoordinator Bretschneider seinen Einwand nicht falsch verstanden wissen. Natürlich könne es ihm nicht darum gehen, mit dem Hinweis auf München das kleinzureden, was an fehlerhaften Planungen und Entwicklungen in Verbindung mit dem BER in der Vergangenheit passiert ist und an dem das Projekt noch immer leide. Der Staatssekratär an die Welt-Chefredaktion: „Nun aber gerade München als leuchtendes Vorbild für Berlin und Brandenburg hinzustellen, ist vor dem Hintergrund der damaligen Abläufe mehr als gewagt.“

Lesetipp: Den kompletten Zeit-Artikel vom 24. März 1989 finden Sie unter dem folgenden Link im Archiv der Wochenzeitung „Die Zeit“:  http://www.zeit.de/1989/13/ein-teures-chaos