Staatskanzlei

„Gemeinwesen lebt vom Engagement des Einzelnen“

Platzeck verleiht Verdienstorden des Landes

veröffentlicht am 13.06.2008

siehe auch: Fotos der Preisverleihung Ministerpräsident Matthias Platzeck hat heute zum vierten Mal anlässlich des brandenburgischen Verfassungstages den Verdienstorden des Landes an Bürgerinnen und Bürger überreicht. Bei der Zeremonie in der Potsdamer Staatskanzlei betonte Platzeck: „Die Geehrten tragen mit Gestaltungskraft und Bürgersinn dazu bei, dass es in der Gesellschaft voran geht. Ihre Ideen und ihre Tatkraft machen unser Land lebenswert. Dafür wollen wir mit der Verleihung des Landesverdienstordens besonderen Dank und Anerkennung zum Ausdruck bringen. Und wir wollen damit noch mehr Menschen dazu ermuntern, sich für das Gemeinwesen einzusetzen.“ Der Ministerpräsident sieht Brandenburg auf einem guten Weg zu einem erfolgreichen Bundesland mit einer stabilen Bürgergesellschaft. Ein Drittel der Bevölkerung engagiere sich ehrenamtlich. Damit liege Brandenburg in Ostdeutschland an der Spitze. Platzeck: „Ohne die herausragenden Leistungen vieler Menschen, die mit großem Einsatz und unter Zurückstellung persönlicher Interessen weit mehr als ihre Pflicht tun, wäre Brandenburg ein Stück ärmer. Unser Gemeinwesen lebt von eben diesen Beiträgen. Sie sind es, die den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft stärken.“ Geehrt wurden in diesem Jahr: Hans-Dietrich Fiebig aus Schwedt (Uckermark) ist es maßgeblich zu verdanken, dass der Sport einen hohen Stellenwert in Brandenburg hat. Der heutige Präsident des Landessportbundes (LSB) gehörte 1990 zu den Gründungsmitgliedern des LSB. Als langjähriger LSB-Vizepräsident machte er sich vor allem für den Breitensport stark. Der jährliche Frauenaktionstag, die Landessenioren- und die Landesjugendsportspiele gehen auf sein Engagement zurück. Auch im Aktionsbündnis für den Schulsport bringt er seine Erfahrungen ein. Prof. Wolfgang Hempel aus dem baden-württembergischen Gaggenau hat sich um die Förderung von Wissenschaft, Kultur und Bildung verdient gemacht. Er ist Initiator der informationswissenschaftlichen Ausbildung in Brandenburg. Auf sein Engagement gehen die „Groß Neuendorfer Grenzgespräche“ zurück, bei denen jährlich Wissenschaftler und interessierte Bürger über aktuelle Probleme der Region sowie Ereignisse aus der Vergangenheit diskutieren. Besondere Aufmerksamkeit gilt dem deutsch/brandenburgisch – polnischem Dialog. Zur dauerhaften Sicherung des Erbes des Kunsthistorikers und Volkskundlers Wilhelm Fraenger gründete er ein gleichnamiges Institut. Regine und Norbert Hoffmann aus Mühlenberge/Ortsteil Senzke (Havelland) haben eine außergewöhnliche Lebensleistung in der Erziehung vollbracht: Unter Zurückstellung vieler eigener Wünsche und Bedürfnisse zogen sie erfolgreich 15 Kinder groß. Ihre Fürsorge und Liebe bei der Erziehung der Kinder zeigt sich unter anderem darin, dass 14 von ihnen eine abgeschlossene Berufsausbildung haben. Dieser Einsatz für die Familie, in dem sich auch Verantwortung gegenüber der Gesellschaft zeigt, kann nicht hoch genug bewertet werden. Elisabeth Jäger aus Berlin hat ihr ganzes Leben der Aufklärung über die Verbrechen während der Nazizeit gewidmet. Die gebürtige Wienerin war nach der Besetzung Österreichs durch die Nazis im Widerstand aktiv. 1941 wurde sie als 16-Jährige verhaftet, kam zunächst ins Gefängnis und anschließend ins Frauenkonzentrationslager Ravensbrück. Auf dem so genannten Todesmarsch konnte sie mit anderen Kameradinnen fliehen. Ungeachtet ihres hohen Alters steht sie auch heute Kindern und Jugendlichen als Zeitzeugin zur Verfügung, darunter bei Begegnungstagen in der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück. Eveline Joppien aus Werder/Ortsteil Glindow (Potsdam-Mittelmark) wird für ihre Verdienste um die Förderung und Integration von Menschen mit Behinderungen geehrt. So gründete die wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Potsdam 1993 den Verein „Gebrannte Erde“, der eine kulturpädagogische Einrichtung mit einer Keramikwerkstatt auf dem Gelände der Ziegelei Glindow betreibt. Hier arbeiten Kinder mit und ohne Behinderungen gemeinsam an künstlerischen Projekten. Studierende der Potsdamer Universität können ihr pädagogisch-psychologisches Praktikum in der Integrativen Tonwerkstatt absolvieren. Barbara und Winfried Junge aus Berlin haben mit ihrer Filmchronik „Die Kinder von Golzow “ ein einzigartiges Filmdokument deutsch-deutscher Zeitgeschichte geschaffen. In der Langzeitdokumentation, die 1961 begann, begleiteten die Filmemacher die damals sechs- bis achtjährigen Kinder aus der kleinen Gemeinde im Oderbruch auf ihrem Lebensweg. Die Filme beleuchten nicht nur die individuelle Geschichte der Protagonisten, sondern geben auch Einblick in die Geschichte der DDR und des vereinten Deutschlands. Der letzte Teil der Chronik hatte in diesem Jahr Premiere. Dieter Kartmann aus Strausberg (Märkisch-Oderland) wird für sein herausragendes Engagement im kommunalpolitischen Bereich gewürdigt. 1991 gründete er in Strausberg den Bürgerbund „Nordheim 91“ e.V., der unter anderem regelmäßige Bürgerforen organisiert. Auf seine Initiative hin wurden Partnerschaftsbeziehungen zum polnischen Verein „ART Forum“ in Debno aufgenommen. Ferner ist der Stadtverordnete Motor der kommunalpolitischen Bildungsarbeit in Strausberg, Initiator der jährlich durchgeführten Regionalkonferenz von Bürger- und Sozialvereinen sowie Gründungsmitglied des Jugendsozialverbundes Strausberg. Prof. Dr. Rolf Mitzner aus Potsdam hat sich große Verdienste um die Herausbildung des Wissenschaftsstandortes in der Landeshauptstadt erworben. 1991 war er Gründungsdirektor der Universität Potsdam. Untrennbar ist sein Name mit der Förderung und Umsetzung des Wissenschaftlerintegrationsprogramms verbunden. Als Mitglied des Vorstands der Universitätsgesellschaft unterstützte er die Bemühungen um die Ansiedlung außeruniversitärer Institute, von universitären Spin-Offs und wissenschaftsnahen und technologieorientierten Unternehmen am Wissenschaftsstandort Potsdam. Prof. Dr. Hans-Joachim Schellnhuber aus Potsdam hat die nationale und internationale Diskussion über den Klimawandel mit angestoßen und mitgeprägt. Er ist Gründungsdirektor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), das unter seiner Führung einen international anerkannten Spitzenplatz auf diesem Gebiet erlangte. Im Oktober 2007 veranstaltete er das Nobelpreisträgersymposium "Global Sustainability: A Nobel Cause“ in Potsdam. Das dabei verabschiedete "Potsdam Memorandum" setzte ein Signal an Entscheidungsträger in Politik, Gesellschaft und Wissenschaft, der globalen Herausforderung des Klimawandels umfassend, multinational und aktiv zu begegnen. Benedikt Schirge aus Rheinsberg/Ortsteil Zühlen (Ostprignitz-Ruppin) engagiert sich seit Jahren als Sprecher der Bürgerinitiative Freie Heide für eine zivile Nutzung der Kyritz-Ruppiner Heide. Auch seiner ehrenamtlichen Arbeit ist es zu verdanken, dass das Anliegen der Bürgerinitiative zunehmend Zuspruch erhält. So haben sich die drei Bundesländer Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Berlin entgegen den Plänen der Bundesregierung dafür ausgesprochen, die einst als Bombenabwurfplatz genutzte Wald-Heide-Landschaft wieder für alle zugänglich zu machen. Volker Schlöndorff aus Potsdam trägt durch seine filmischen Leistungen und sein Engagement in Brandenburg dazu bei, den Medienstandort Potsdam-Babelsberg in aller Welt bekannt zu machen. Der Regisseur solcher Filme wie „Die Blechtrommel“, „Homo Faber“ oder „Strajk – Die Heldin von Danzig“ arbeitet bei der Verwirklichung seiner Vorhaben immer wieder mit brandenburgischen Künstlern zusammen. Von 1992 bis 1997 leitete er als einer von zwei Geschäftsführern das Studio Babelsberg auf dem Gelände der ehemaligen UFA- und DEFA-Filmstudios in Potsdam. Der Erhalt des Studios ist vor allem ihm zu verdanken. Dr. Hubert Schrödinger aus Schwedt (Uckermark) hat durch seine Arbeit als Geschäftsführer der LEIPA Georg Leinfelder GmbH mit dafür gesorgt, dass Schwedt als wichtiges industrielles Zentrum im grenznahen Raum nachhaltig gestärkt wurde. Dies hat dazu geführt, dass der Wirtschaftsstandort auch über die Landesgrenzen hinaus bekannt wurde. Die LEIPA Georg Leinfelder GmbH ist in etwa 30 Ländern der Welt aktiv, hauptsächlich in Europa, aber auch in USA, Fernost, Mittelamerika und Afrika. Das Unternehmen widmet sich intensiv der beruflichen Ausbildung. Renate Seidel aus Berlin hat sich besondere Verdienste um den Tierschutz erworben. Seit 1994 ist sie Vorsitzende des Landestierschutzverbandes Brandenburg, Vorsitzende des Tierschutzbeirates und Mitglied der Tierversuchskommission beim Ministerium für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Verbraucherschutz. Exemplarisch war ihr Einsatz während der Hochwasserkatastrophe an der Oder im Sommer 1997, als viele Tiere unter anderem durch die Einrichtung eines Notruftelefons gerettet werden konnten. Hannelore Steer aus Berlin hat in der Aufbauphase des Ostdeutschen Rundfunks Brandenburg als Chefredakteurin der Landeswelle Antenne Brandenburg beim schwierigen Übergang zu einem demokratisch organisierten Rundfunks mitgewirkt. Insbesondere die Programmgestaltung von Antenne Brandenburg mit regelmäßigen Ratgebersendungen half, dass sich die Hörer in der neuen Zeit schneller und besser zurechtfanden. Zugleich trugen die Beiträge des Senders zur Identitätsfindung der Brandenburger nach der Wiedergründung des Landes bei. Frau Steer hat zugleich wesentlichen Anteil daran, dass der BRANDENBURG-TAG als Landesfest begründet werden konnte und sich erfolgreich weiterentwickelte. Birgit Uhlworm aus Königs Wusterhausen setzt sich seit vielen Jahren für die Belange Alleinerziehender sowie die Gleichstellung von Frauen und Männern in Brandenburg ein. Seit 1992 leitet sie die Geschäftsstelle des Landesverbandes der Selbsthilfegruppen Alleinerziehender (SHIA). Sie hat den Arbeitskreis „Alleinerziehend im Landkreis Dahme-Spreewald“ ins Leben gerufen, eine Fachtagung zum Thema „Ausbildung für junge Mütter“ im Jahr 2007 sowie den „Tag des Ehrenamtes“ in Königs Wusterhausen gemeinsam mit anderen organisiert. Als Vertreterin der Unabhängigen Frauenliste der Stadtverordnetenversammlung Königs Wusterhausen initiierte sie 2005 die Gründung eines „Lokalen Bündnisses für Familien“. Ferner ist sie Mitbegründerin der Landesarbeitsgemeinschaft der Familienverbände, die in diesem Jahr ihr 15-jähriges Jubiläum begeht.