Staatskanzlei

Deutsch-Polnischer Journalistenpreis 2004 verliehen – Platzeck: Annäherungsprozess zwischen Deutschen und Polen erneut engagiert begleitet

veröffentlicht am 04.06.2004

Der 7. Deutsch-Polnische Journalistenpreis ist heute an vier Journalisten über-reicht worden. Die Jury hatte aus über 160 Einsendungen die Preisträger in den Kategorien Print, Hörfunk und Fernsehen ausgewählt. Die Preisträger wurden in einer feierlichen Veranstaltung im sächsischen Görlitz geehrt. Sachsen ist in die-sem Jahr Ausrichterland des Preises. Der Preis in der Kategorie „Printmedien“ ging gemeinsam an Magdalena Grzeba³-kowska und Bogdan Kunach für den Beitrag „Czerwone znamiê“ („Das rote Mut-termal“), Gazeta Wyborcza. Im Bereich „Hörfunk“ wurde Stephanie von Oppen für ihr Feature „Das Kindermädchen Wladja“, Südwestrundfunk, ausgezeichnet. In der Sparte „Fernsehen“ entschied sich die Jury für den zweisprachigen untertitelten Dokumentarfilm von Ute Badura, „Schlesiens Wilder Westen“, Norddeutscher Rundfunk. Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck beglückwünschte in einer Erklä-rung die Preisträger zu ihrer Auszeichnung: „Mit ihren Beiträgen haben die am Wettbe-werb beteiligten Journalisten einen Beitrag für die Völkerverständigung geleistet. Mit en-gagiertem Journalismus wurde der Blick auf die Veränderungen beiderseits von Oder und Neiße hin zu mehr Verständnis füreinander geschärft. Unser Ziel bleibt gerade im Ver-hältnis zu Polen: mehr Partnerschaft und vertrauensvolle Zusammenarbeit. Die Koopera-tion hat durch den Beitritt Polens zur EU in diesem Jahr eine neue Qualität erreicht. Jetzt freuen wir uns über die neuen Perspektiven, ohne die noch vorhandenen Sorgen der Menschen aus dem Blick zu verlieren.“ Platzeck dankte allen Beteiligten am Deutsch-Polnischen Journalistenpreis für die geleistete Arbeit und wünschte dem Wettbewerb auch im nächsten Jahr neugierige und kriti-scher Begleiter für die Gestaltung des Miteinanders von Deutschen und Polen. Zu der Preisverleihung hatten sich unter anderem Sachsens Ministerpräsident Georg Milbradt, der polnische Generalkonsul in Sachsen, Ryszard Król, der Marschall der säch-sischen Partnerregion Niederschlesien, Henryk Go³ebiewski, und die Oberbürgermeister von Görlitz und Zgorzelec, Rolf Karbaum und Miros³aw Fiedorowicz angesagt. Die musikalische Gestaltung übernahmen Lilly Koppatsch, Schülerin am Görlitzer Gymnasium Augustum, Preisträgerin des trinationalen EUROPERA-Förderpreises 2004, sowie Susanne Drechsel und Pawel Michalski, die beide den bilingualen deutsch-polnischen Zweig des Görlitzer Annengymnasiums besuchen. Der Deutsch-Polnische Journalistenpreis wurde erstmals 1997 vergeben, 2000 und 2001 wurde der Preis aufgrund der Verwaltungsreform in Polen zusammengelegt. Die Regie-rungssprecher von Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen und - seit der polnischen Verwaltungsreform – die Sprecher der Marschälle von Niederschlesien, Lebu-ser Land und Westpommern loben den Preis aus. Die benachbarten deutschen und polnischen Regionen sehen in besonderem Maße ihre Verantwortung, die deutsch-polnischen Beziehungen zu pflegen und zu vertiefen. Mit je 2.500 Euro prämiert werden journalistische Beiträge in den Kategorien Printmedien, Hörfunk und Fernsehen, die in eindrucksvoller Weise die Entwicklung und Festigung der deutsch-polnischen Beziehun-gen beschreiben. Die Ausrichtung der Preisverleihung wechselt jährlich zwischen Deutschland und Polen. Die Preisverleihung 2005 richtet die Wojewodschaft Lebuser Land aus. Kurzdarstellung der Autoren und ausgezeichneten Stücke: Magdalena Grzeba³kowska/Bogdan Kunach: „Czerwone znamiê“ (Das rote Muttermal) In ihrer Reportage lassen die Autoren das Schicksal der Überlebenden des deutschen Flüchtlingsschiffs „Wilhelm Gustloff“ auf eindringliche Weise lebendig werden. Torpediert von einem sowjetischen U-Boot, ging die „Wilhelm Gustloff“, die in der Endphase des Zweiten Weltkrieges deutsche Flüchtlinge aus den Ostgebieten nach Westdeutschland evakuierte, mit über 10.000 Menschen an Bord am 30. Januar 1945 innerhalb von einer Stunde unter. Dabei kamen vermutlich mehr als 7000 Menschen ums Leben. Die beiden Autoren arbeiten am Beispiel eines Mannes, der sich Jahrzehnte nach dem Untergang des Schiffes auf die Suche nach seiner verlorenen Mutter macht, heraus, welche tragi-schen Schicksale auf polnischer und deutscher Seite Krieg und Flucht verursacht haben. Die überraschende Wendung im Laufe der Geschichte verstärkt um so mehr die Wirkung auf den Leser. Magdalena Grzeba³kowska (geb. 1972 in Danzig) lebt seit ihrer Kindheit in Sopot. Ihren Berufwunsch Journalistin verwirklichte sie neben dem Geschichtsstudium in Danzig (Redakteurin bei der „G³os Wybrze¿a). Nach dem Studium wechselte sie zur „Gazeta Wyborcza“. Bogdan Kunach (geb. 1947 in Elbl¹g/Elbing) Stammt aus einer polnisch-ukrainischen Familie, deren Familienschicksal eng mit dem Thema Vertreibung verknüpft ist. Er studierte in Danzig, sympathisierte mit der antikom-munistischen Opposition und nahm nach dem Fall des Regimes die Arbeit bei der „Gaze-ta Wyborcza“ auf. Häufig Thema bei ihm sind „verzwickte Menschen-schicksale aus der Kriegszeit. Meine Eltern haben mir ja schließlich ihre Geschichten erzählt.“ (Kunach über Kunach) Stephanie von Oppen: „Das Kindermädchen Wladja“ In dem Stück begibt sich eine Berliner Galeristin auf die Suche nach ihrem polnischen Kindermädchen aus ihrer Kindheit und erfährt, dass diese eine Zwangsarbeiterin war – ein vielschichtiges Lehrstück über Schweigen und Verdrängen und seine Auswirkungen auf die heutigen zwischenmenschlichen Beziehungen von Deutschen und Polen. Stephanie von Oppen (geb. 1967) wuchs im Landkreis Lüchow-Dannenberg (Nieder-sachsen) auf. Nach dem Theologiestudium in Heidelberg, Hamburg und Montpellier ab-solvierte sie ein Volontariat an der Berliner Evangelischen Journalistenschule. Eine der Ausbildungsstationen war die Märkische Oderzeitung in Frankfurt/Oder. Hier begann sie, sich intensiver mit Polen zu beschäftigen und lernte auch die Sprache der Nachbarn. Stephanie von Oppen arbeitet als freie Rundfunkautorin für mehrere öffentlich-rechtliche Sender. Ute Badura: „Schlesiens Wilder Westen“ Ute Baduras ruhige, beobachtende Kameraführung fängt die Befindlichkeiten im Dorf Kopaniec - früher Seifershau - wunderbar ein und lebt von den Berichten der alten und neuen deutschen und polnischen Bewohner. Ute Badura (geb. 1957 in Moers, Nordrhein-Westfalen), wurde im Bereich Kamera an der „Staatlichen Fachschule für Optik und Fototechnik“, Berlin, ausgebildet. Von 1983 bis 1991 war sie Kameraassistentin. Sie ist Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft Dokumentar-film. Ihr Dokumentarfilm „Kinderland ist abgebrannt“ wurde 2000 für den Grimme-Preis nominiert und erhielt das Prädikat „besonders wertvoll“ (www.badurafilm.de).