Staatskanzlei

Platzeck startet Sanddornernte - Ein-Frau-Unternehmen macht „Zitrone des Nordens“ zur Erfolgsgeschichte

veröffentlicht am 08.09.2004

Ministerpräsident Matthias Platzeck gibt am Freitag den offiziellen Startschuss der Sanddornerntesaison. Er kommt dazu in den Frucht-Erlebnis-Garten der Christine Berger GmbH und Co. KG nach Petzow. Binnen zehn Jahren entwickelte sich das Ein-Frau-Unternehmen zu einem der wichtigsten Sanddornanbauer und –verarbeiter in Deutschland. Zwölf Mitarbeiter sind inzwischen fest angestellt, auch dank des vom Agrar- und Umweltministerium geförderten Frucht-Erlebnis-Gartens, dessen Zentrum ein Hofladen mit Regionalprodukten bildet. Von den 50 Sanddornprodukten konnten einige inzwischen mit nationalen und regionalen Agrarmarketingpreisen prämiert werden. Agrarstaatssekretär Dietmar Schulze, der mit Ministerpräsident Platzeck die Erntesaison eröffnen wird: „Fachleute wissen, dass die ‚Zitrone des Nordens’, wie Sanddorn auch genannt wird, zu den schwierigen Beerenkulturen gehört. Nur alle zwei Jahre kann geerntet werden. Allein dies erfordert eine ausgeklügeltes Management.“ Sie sind eingeladen zum Erntestart am Freitag, 10. September, 10.00 – 11.30 Uhr in der Christine Berger GmbH Co. KG, 14542 Werder – Ortsteil Petzow, Fercher Straße 60, Telefon: 03327/ 46 91 0 Der Sanddornanbau verzeichnet seit 1993 einen flächenmäßigen und produktiven Zuwachs. Der Zweijahresernterhythmus kann nur durch eine ausgetüftelte Kühltechnik oder durch Schockfrieren ausgeglichen werden. Die vielfältigen Verarbeitungsmöglichkeiten des Sanddorns sind bemerkenswert, angefangen von der einfachen Saftherstellung bis zur hochwertigen Verarbeitung von pharmazeutischen Produkten. Die Nachfrage nach Sanddorn steigt. Dadurch können sich die Unternehmen breitere Anwendungs- und Verarbeitungsbereiche erschließen. Sanddorn gehört zu den Erfolgsgeschichten des märkischen Gartenbaus. Nicht nur in Berlin oder Potsdam sind die Produkte aus Brandenburg zu finden. Auch in den Sanddornhochburgen im Norden Deutschlands sind mittlerweile Sanddornprodukte aus Brandenburg im Angebot. Steckbrief: Sanddorn (Hippophae rhamnoides) Die Beeren weisen gegenüber anderen Obstarten einen außergewöhnlich hohen Gehalt an Vitaminen, vor allem Vitamin C, Vitamin E, Beta-Carotin, Pro-Vitamin A und an weiteren ernährungsphysiologisch sehr wertvollen sekundären Pflanzenstoffen wie Flavonide auf. Die Öle aus den Samen beziehungsweise aus dem Fruchtfleisch der Beeren enthalten essenzielle Fettsäuren in erheblichen Konzentrationen, unter anderem auch die wichtigen Omega-3-Fettsäuren. Dank seiner Anspruchslosigkeit, seiner speziellen Wurzelausbildung und Stickstofffixierung durch Wurzelbakterien sowie seiner guten Resistenz gegenüber Schädlingen und Krankheiten wird Sanddorn zunehmend zum Schutz vor Wind- und Wassererosionen, zur Grundwassersicherung sowie zur Urbarmachung degradierter Böden genutzt. Der Sanddornstrauch wächst in verschiedenen Subspezies vor allem in Asien und Europa. Die natürlichen Vorkommen des Sanddorns ziehen sich von Nordwestfrankreich, Südostengland, Belgien, Holland über die deutsche Nord- und Ostseeküste bis nach Litauen, Estland, Finnland und Norwegen. Der Schwerpunkt des Verbreitungsgebiets liegt allerdings in Zentralasien. Er hat sich von dort nach Europa verschoben. Anbau in Brandenburg Die Beere mit den geringen Standortansprüchen hat auch in Brandenburg eine Heimat gefunden. Im havelländischen Obstanbaugebiet wurde bereits in den 80iger Jahren mit der Wildfruchtproduktion begonnen. Ziel war vor allem, die Sanddornbeeren zu vitaminreichen Säften und Nektaren zu verarbeiten. Im Land Brandenburg gibt es einige engagierte Unternehmen, die sich dem Sanddornanbau widmen und die Techniken und Fertigkeiten bei der Ernte und der Verarbeitung entwickelt haben. Derzeit gibt es Sanddornplantagen in Glindow (Berger, Schulze/Schröder), Frankfurt (Oder) (Selle), Fredersdorf (Triquardt) und einige weitere kleinere. Die Gesamtfläche wird auf 250 bis 300 Hektar geschätzt. Produziert werden unter anderem Sanddornsäfte, Sanddorn-Fruchtfleischöle, Sanddorn-Kernöle, Sanddorn-Pulver, Sanddornsirup, Sanddorn-Sonnenschutz, Marmeladen, Weine, Brände. Eine wesentliche Voraussetzung für den wirtschaftlichen Erfolg dieser Anlagen war die Pflanzung der DDR-Sorten „Leikora“ und „Hergo“, die immer noch im Anbau sind. Weitere DDR-Züchtungen (ab 1971 aus der Baumschule Dresden) sind „Auslese Rügen“, „Dorona“, „Pollmix“, „Asola“, „Frugana“. In jüngster Zeit entstanden neue Sorten, von denen derzeit einige in der Baumschule Späth in Berlin gesichtet werden. Diese sollen sich insbesondere durch einen hohen Ölgehalt auszeichnen, was für die Pharma- und Kosmetikindustrie von Bedeutung sein dürfte.