Staatskanzlei

Bundespräsident ehrt Brandenburgerinnen und Brandenburger mit Bundesverdienstkreuz

veröffentlicht am 04.10.2004

Auf Vorschlag von Ministerpräsident Matthias Platzeck zeichnete Bundespräsident Horst Köhler heute vier Brandenburgerinnen und Brandenburger mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland aus. Bei der Veranstaltung anlässlich des Tages der Deutschen Einheit im Berliner Schloss Charlottenburg erhielten der Autor Rolf Schneider das Verdienstkreuz 1. Klasse sowie Ursula Rau, Marie-Luise Strohbach und Marco Grensing jeweils das Verdienstkreuz am Bande. Rolf Schneider, so heißt es in der Auszeichnungsbegründung für das Verdienstkreuz 1. Klasse, sei einer der prominentesten Schriftsteller, Dramatiker, Hörspielautoren, Romanciers und Essayisten der Gegenwart. Er habe sich in der DDR von einem zunächst von Staat und SED geförderten Autor zu einem kritischen Beobachter der sozialistischen Gesellschaft entwickelt. Schneider habe seinen persönlichen Weg im Umgang mit den darauf einsetzenden Repressalien gefunden, als er trotz Schikanen gegen ihn und seine Familie in der DDR blieb und sich dem staatlichen Druck nicht beugte. Die Ordensverleihung sei eine Würdigung der Verdienste um die Annäherung von Ost und West und um das Zusammenwachsen der ehemals getrennten deutschen Landesteile. Wörtlich heißt es: „Den Prozess der Einheit hat Herr Schneider, der seine DDR-Prägung nie verleugnete, aufmerksam beobachtet und sich selbstkritisch und schonungslos mit der eigenen Schicht der Schriftsteller und Intellektuellen beziehungsweise deren Rollenverständnis und Verhalten auseinandergesetzt. Durch seine zeitkritischen und engagierten Schriften deckt er sowohl die gesellschaftliche als auch die eigene persönliche Verantwortung auf, die für das Gelingen des Einigungsprozesses eine grundlegende Voraussetzung sind. Das gilt besonders auch für das Bundesland, in dem er lebt und das ihm ein besonderes Anliegen ist: das Land Brandenburg.“ In Würdigung ihrer Verdienste unter anderem um den Erhalt der historischen Substanz des Großen Refraktors auf dem Potsdamer Telegrafenberg erhält Marie-Luise Strohbusch das Verdienstkreuz am Bande. Sie arbeitet maßgeblich in dem 1997 gegründeten Förderverein „Großer Refraktor Potsdam e.V.“ mit, dessen Ziel die Restaurierung des Wissenschafts- und Technikdenkmals ist. Ihrem beharrlichen Einsatz ist es zu verdanken, dass erhebliche finanzielle Mittel für den Großen Refraktor akquiriert werden konnten, die die Rekonstruktion dieses technisch und historisch bedeutenden Gerätes ermöglichten. Daneben, so die Ordensbegründung, organisiert sie Führungen am Großen Refraktor und in der Ausstellung. Außerdem wird die ehrenamtliche Tätigkeit von Frau Strohbusch in der Evangelischen Nikolai-Kirchengemeinde Potsdam gewürdigt, wo sie 40 Jahre lang das Amt der gewählten Kirchenältesten wahrgenommen hat. Bis zum heutigen Tag sei sie als Ehrenälteste bei allen Sitzungen des Gemeindekirchenrates dabei. Ursula Rau erhält das Verdienstkreuz am Bande für ihr Lebenswerk, elternlosen und behinderten Kindern ein Zuhause, Liebe und Geborgenheit zu geben. Frau Rau hat sich seit 1950 im Kinderheim „Birnbaumsmühle“, das zum Frankfurter Lutherstift gehört, um die Betreuung von Kindern verdient gemacht. In der Begründung für die Ordensverleihung heißt es: „Frau Rau wandte sich den Kindern hingebungsvoll zu und erstritt unter komplizierten Rahmenbedingungen mehr als das Nötige zum Überleben der Kinder. Als die behinderten Kinder in das Heim kamen, kaufte sie von ihrem privat ersparten Geld für diese Kinder eine alten Trabi Kombi, um ihnen kleine Annehmlichkeiten zu bieten. Für die laufenden Unterhaltskosten kam sie allein auf. Es war für Frau Rau eine besondere Ermutigung, wenn sie sah, welche Fortschritte diese geistig behinderten Kinder machten, wie sie sich ständig weiter entwickelten, laufen, sprechen, lesen oder schreiben lernten und später sogar mit einem Fahrrad fahren oder einen Beruf erlernen konnten. Nach ihrem Eintritt in den Ruhestand hat sie sich es zur Aufgabe gemacht, ältere, erkrankte Frauen aus dem Kreis der diakonischen Schwestern oder Diakonissen zu besuchen und zu betreuen.“ Der Student Marco Grensing erhält das Verdienstkreuz am Bande für sein beispielhaftes Engagement im Kampf gegen Hunger, Not und Elend in der Dritten Welt. Seit Oktober 1991 engagiert er sich für Entwicklungshilfeprojekte. Damals gründete er die Aktionsgruppe Finowfurt der Deutschen Welthungerhilfe. Diese Gruppe bemühe sich, durch Ausstellungen, Konzerte oder Veröffentlichungen bei den Finowfurtern das Bewusstsein für die Notwendigkeit von Entwicklungszusammenarbeit zu stärken. In der Begründung für die Auszeichnung heißt es weiter: „Herr Grensing ist Initiator und Motor der Partnerschaft Finowfurt und Dorossiamasso (Burkina Faso), eine der wenigen Partnerschaften einer brandenburgischen Gemeinde mit einer Stadt in der Dritten Welt.“ Sie organisiere unter anderem Spendensammlungen für den Bau einer Gesundheitsstation in Dorossiamasso. „Mit seinem Engagement hilft Herr Grensing einem der ärmsten Länder der Dritten Welt und versucht gleichzeitig, Fremdenfeindlichkeit und Ausländerhass in Brandenburg zu begegnen. Herr Grensing ist einer der aktivsten Akteure der entwicklungspolitischen Szene des Landes Brandenburg.“