Staatskanzlei

100 Jahre Domowina - Platzeck würdigt sorbische
Interessenvertretung - Festveranstaltung in Hoyerswerda –
Sprache als wichtigstes Unterpfand

veröffentlicht am 13.10.2012

Ministerpräsident Matthias Platzeck hat heute im sächsischen Hoyerswerda bei einem Festakt anlässlich des einhundertjährigen Bestehens die Domowina als größten Dachverband sorbischer Vereine und Verbände gewürdigt. „Seit genau einem Jahrhundert vertritt die Domowina mit viel Energie und Engagement die Interessen der Sorben. Auf diese Tradition können die Verantwortlichen sehr stolz sein“, so Platzeck wörtlich. Ziel der Domowina sei es in erster Linie, die kulturelle und sprachliche Identität der Sorben zu erhalten. In seiner Rede erinnerte der Ministerpräsident zunächst an die Entstehungsgeschichte des Dachverbands: „Sechzig Vertreter aus dreißig Vereinen hatten sich zur Gründung am 13. Oktober 1912 im ehemaligen Ball- und Gesellschaftshaus in der Braugasse von Hoyerswerda zusammengefunden. Das war eine historische Stunde.“ In den folgenden einhundert Jahren habe die Idee der Domowina alle Wechselbäder der Geschichte erlebt, am Ende aber die unterschiedlichsten Versuche der Vereinnahmung, der Unterdrückung oder gar des Verbots überlebt. Heute arbeite die Domowina wieder nach dem ursprünglichen Geist einer unabhängigen Organisation. Die Domowina heute, so der Ministerpräsident, widme sich als politisch unabhängige, selbständige Organisation vor allem dem Erhalt der kulturellen und sprachlichen Identität der Sorben. Das sei identitätsstiftend für Brandenburg, Sachsen und ganz Deutschland. Platzeck wörtlich: „Neue technische Berufe und die Nutzung moderner Informations- und Kommunikationstechnologien sind kein Widerspruch zu Brauchtumspflege und zur Besinnung auf eigenen Wurzeln.“ Im Gegenteil, so der Ministerpräsident weiter, der Erhalt von Traditionen sei nicht altmodisch und könne bei der Sinnfindung von heute helfen. „Es ist hochmodern, sowohl sinnvolle und schöne Bräuche als auch die Traditionen von Minderheiten für heute und morgen zu erhalten – in der globalisierten Welt gilt das umso mehr.“ Voraussetzung für alle Anstrengungen ist Platzeck zufolge aber der Erhalt der sorbischen Sprachen – in Brandenburg natürlich der niedersorbischen. Hier fühle sich die Landeregierung verpflichtet. Aber wirklicher Erfolg stelle sich nur in, wenn das staatliche Angebot in den Familien und Vereinen weitergeführt werde. Auch dafür arbeiteten die vielen Regionalverbände und Einrichtungen. Platzeck würdigte in diesem Zusammenhang insbesondere das sorbische Institut, den Domowina-Verlag, das Witaj-Sprachzentrum, das sorbische Natinalensemble und die Museen in Cottbus und Bautzen. Platzeck betonte weiter, dass das einzige niedersorbische Gymnasium in der Bundesrepublik seinen Sitz in Cottbus hat. „Das ist ein aktiver Beitrag, die niedersorbische Sprache zu erhalten. Denn nur wenn junge Menschen diese Sprache lernen und nutzen, wird sie auf Dauer überleben können.“