Staatskanzlei

Platzeck würdigt Frauenrechtlerin Serap Cileli – Ministerpräsident mahnt Verbesserungen bei Integration an

veröffentlicht am 18.09.2007

Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck hat die Frauenrechtlerin Serap Cileli für ihre Verdienste um die rechtliche Gleichstellung türkischer und muslimischer Frauen gewürdigt. Die türkischstämmige deutsche Staatsbürgerin wurde am Dienstagabend in Potsdam mit dem Orden „Bul le mérite“ des Bundes Deutscher Kriminalbeamter (BDK) ausgezeichnet, Platzeck hielt als Schirmherr der Veranstaltung die Laudatio. Darin lobte er die Zivilcourage Cilelis als „vorbildhaft“. Ihre Haltung werde „hoffentlich viele Menschen zur Nachahmung ermuntern“. Zugleich machte sich der Regierungschef für eine generelle Verbesserung der Situation von Frauen mit Migrationshintergrund stark. Laut Platzeck steht Serap Cileli in der Tradition großer Frauenrechtlerinnen. In ihrem ersten Buch „Wir sind eure Töchter, nicht eure Ehre“ schildere sie offen ihre bedrückende Kindheit und Jugend in einer streng muslimisch geprägten Familie und leiste damit auch vor dem Hintergrund des Mordes an der 2005 von ihrem Bruder in Berlin erschossenen Hatun Sürücü „einen wertvollen Beitrag zu einer längst überfälligen Debatte“. Selbstzeugnisse wie dieses Buch könnten einen Mentalitätswandel in türkisch-muslimischen Familien herbeiführen. Der Ministerpräsident sagte: „Entschlossen tragen Sie dazu bei, die Mauer des Schweigens zu durchbrechen und Leidensgenossinnen zum Aufbegehren zu ermutigen. Hartnäckig setzen Sie sich für das Selbstbestimmungsrecht unterdrückter Frauen ein und prangern die Menschenrechtsverletzungen an, die vor unserer aller Augen geschehen.“ Das Risiko, deshalb bedroht zu werden, habe Cileli nicht davon abhalten können, an die Öffentlichkeit zu gehen. Im Hinblick darauf sei die Ordensverleihung ein „wichtiges Signal“. Der Regierungschef kritisierte, „dass Deutschland in Sachen Integration von Migranten trotz aller Anstrengungen erst am Anfang eines langen Prozesses steht. Und fest steht zudem, dass über Jahre hinweg aus Unwissenheit, Scheu und missverstandener Toleranz viel versäumt wurde.“ Der „Bullenorden“ wird seit 1975 für Verdienste um die innere Sicherheit, die Kriminalitätsbekämpfung oder den Täter-Opfer-Ausgleich verliehen. Unter den Ordensträgern sind Prominente wie die früheren Bundesminister Hans-Dietrich Genscher und Otto Schily.