Staatskanzlei

Bundesratspräsident Matthias Platzeck auf der Gedenkveranstaltung des Bundesrates in Berlin zu Ehren der Sinti und Roma: „Für die Achtung der Menschenwürde jedes Einzelnen“

veröffentlicht am 17.12.2004

Bundesratspräsident Matthias Platzeck sieht im Eintreten für die Menschenwürde jedes Einzelnen die zentrale Verpflichtung aus dem Völkermord der Nationalsozialisten an den Sinti und Roma. Brandenburgs Ministerpräsident äußerte sich am Freitag auf der Gedenkveranstaltung des Bundesrates zu Ehren der Sinti und Roma. Anschließend traf Platzeck in Berlin mit dem Zentralrat der Deutschen Sinti und Roma und der Sinti Allianz Deutschland e.V. zu getrennten Gesprächen zusammen. In seiner Rede erinnerte Platzeck an den Vernichtungsfeldzug des NS-Regimes gegen die Sinti und Roma: „Diese Form des geplanten, zu grausamer Professionalität gesteigerten Massenmordes, dieses unvorstellbare Ausmaß an Brutalität und Skrupellosigkeit macht den Völkermord an den europäischen Juden wie an den Roma und Sinti zu einem Verbrechen, das sich allen Vergleichen entzieht.“ Platzeck verwies zugleich darauf, dass den Sinti und Roma auch nach Kriegsende zunächst keine Gerechtigkeit widerfuhr. Akten, die Willkür und Morde belegten, seien vernichtet worden; in den Köpfen der Menschen habe gegenüber dieser Volksgruppe kein Umdenken eingesetzt. Vielmehr seien Diffamierungen und Beleidigungen die gleichen geblieben, „die wenige Jahre zuvor in die Katastrophe geführt hatten“. Diese Grundhaltung, so Platzeck, hatte auch Auswirkungen auf Entschädigungsleistungen. Viele Opfer hätten jahrzehntelang um ihre Rechte kämpfen müssen. Erst in den 80er Jahren habe – nicht zuletzt dank der engagierten Arbeit der Überlebenden und deren Nachkommen – ein Umdenken eingesetzt. „Diese Entwicklung ist hoffentlich der Beginn eines neuen Miteinanders und eröffnet uns allen gemeinsam die Chance der Versöhnung“, betonte der Bundesratspräsident. Platzeck führte weiter aus: „Was bleibt, ist die Hoffnung auf die nachwachsende Generation und deren Bemühen um Toleranz, Dialogbereitschaft und eine weltoffene Gesinnung. Mit Blick auf den viel zu hohen Anteil an Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die sich von rechtsradikalen Parolen infizieren lassen oder im extrem rechten Lager ihre politische Heimat sehen, sind neben den Eltern alle gesellschaftlichen Kräfte aufgefordert, konsequent gegen Rassismus, Antisemitismus und alltägliche Diskriminierungen vorzugehen. Die Hoffnung auf die Jugend kann sich nur erfüllen, wenn die Erwachsenen von heute ihre Vorbildfunktion ernst nehmen.“