Staatskanzlei

Liebeserklärung an Brandenburg – Platzeck dankt Günter de Bruyn für „brandenburgische Literatur“

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Es gilt das gesprochene Wort!

veröffentlicht am 01.11.2006

Ministerpräsident Matthias Platzeck hat den in Brandenburg beheimateten Schriftsteller Günter de Bruyn als einen „deutschen Autor von Rang“ gewürdigt. In seiner Rede auf der Festveranstaltung zum 80. Geburtstag de Bruyns heute im Kleist-Forum Frankfurt (Oder) hob er die Geradlinigkeit des Autors in seinem Schaffen hervor. Platzeck zollte zudem dem Wirken des Schriftstellers, Bibliothekars, Herausgebers und Essayisten zur Pflege der deutschen Sprache hohe Anerkennung. Platzeck sagte in seiner Rede unter anderem: „Ich bin Ihnen dankbar für die brandenburgische Literatur und weiß selbstverständlich, dass Ihr Werk weit darüber hinaus weist. Sie sind ein deutscher Autor von Rang. Und wir wissen es zu schätzen, Sie in unseren Grenzen zu wissen. Wenngleich das Wort Grenzen ein wenig in die Irre führt. Denn Zeit Ihres Lebens haben Sie gegen Grenzen angekämpft. Sei es die, die Deutschland für mehr als 40 Jahre trennte. Sei es die Grenze oder besser ideologische Beschränktheit und Isolation in der DDR. Oder auch die Begrenzung des freien Wortes, gegen die Sie 1987 aufstanden, als Sie die Abschaffung der Zensur in der DDR forderten....“ Platzeck fuhr fort, Günter de Bruyn sei ein Schriftsteller, dessen Biografie eng verwoben sei mit der deutschen Geschichte des vergangenen Jahrhunderts. So seien Deutschland, Krieg und Nationalsozialismus, Teilung und Wiedervereinigung seine Themen. Bereits Mitte der 1980er Jahre habe er mit einer Beschreibung seines Lebens begonnen. Platzeck erinnerte daran, dass in den 1990er Jahren seine Autobiografie-Bände „Zwischenbilanz – Eine Jugend in Berlin“ und „40 Jahre – Ein Lebensbericht“ erfolgreich verlegt wurden. „Seine scharfsichtigen Beobachtungen, seine pointierte Beschreibung der Charaktere und die ganz eigene poetische Kraft lassen den Leser die besonderen Zeitumstände erspüren, unter denen ein Mensch, ohne sich selbst aufzugeben, um seine innere Freiheit kämpft, sich jedoch um seines Lebens und seiner Heimat willen den politischen Zwängen unterordnen muss.“ Antrieb für sein Schreiben sei der Versuch einer intensiven Selbstbefragung, „warum er diesem Staat nicht den Rücken gekehrt hat, sondern ausharrte“. Platzeck: „Die deutsche Teilung, mit der er sich so gar nicht abfinden konnte, nahm für ihn bereits am 9. November ’89 ein Ende. So ist er wohl in gewissem Sinne ein Sieger der Geschichte oder, wie er in seiner leise selbstironischen Art schreibt, ´ein Gewinner der Niederlage´“. Dabei gehe es ihm weniger um eine Abrechnung mit der DDR, sondern um die innere Spaltung. Platzeck schloss: „Doch weil wir beide Brandenburger sind, möchte ich nicht versäumen, daran zu erinnern, dass Sie unserem Heimatdichter Fontane in besonderer Weise zugetan sind. Ihm haben Sie sich immer wieder und auf vielfältige Weise gewidmet: Sie edierten eine maßgebliche Auswahl aus den „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“, brachten bisher unveröffentlichte Texte des Dichters heraus und sind Verfasser eines einschlägigen Lexikon-Artikels über Fontane. Zu DDR-Zeiten waren Sie Mitherausgeber einer wunderbaren Reihe mit dem Titel „Märkischer Dichtergarten“. Unvergessen auch „Mein Brandenburg“ oder Ihre „Luise“, in der Sie die preußische Prinzessin von falschem Pathos befreien...“