Montblanc de la Culture Arts Patronage Award 2003
Rede von Ministerpräsident Matthias Platzeck
Die Verdienste von Günther Jauch vorzustellen, ist so, als wollte man mit einer Taschenlampe jemanden beleuchten, der im hellsten Rampenlicht steht.
Wer kennt ihn nicht, den Journalisten, den Kommentator, den Moderator, den vielfach preisgekrönten Fernsehmann?
Das Forsa-Institut, vor dem ja niemand sicher ist, hat nachgefragt, durchgezählt - und herausgekommen ist, dass unser Preisträger durch sämtliche Altersgruppen eine konkurrenzlose Sympathiequote von 84 Prozentpunkten erreicht. Ich will hinzufügen: Jeden einzelnen dieser Punkte hat er sich redlich verdient.
Günther Jauch vertritt sich selbst seit bald drei Jahrzehnten so großartig, dass jeder Festredner unweigerlich zum Vorprogramm wird. Das ungeduldige Publikum will den Star in eigener Person erleben, was für mich nur heißen kann, es kurz zu machen.
Lieber Günther Jauch!
Der Weg, den Sie 1975 als Sportreporter beim RIAS Berlin begannen und der Sie über den Bayrischen Rundfunk und das ZDF zu RTL führte, ist gesäumt von Zuspruch und Applaus. Die Fachkollegen rühmen Sie als innovativen, originellen und professionellen Journalisten. Nach meiner Beobachtung treffen Sie den Nerv der Zuschauer, weil kluge Menschenkenntnis und viel Taktgefühl in Ihren Sendungen Regie führen.
Humor und Beredsamkeit sind immer mit Herzenswärme verbunden. Ein Moderator, der bei aller Souveränität im modernen Mediengeschäft so bescheiden und bodenständig geblieben ist, stellt eine Ausnahmeerscheinung dar.
Wie schön, dass Sie gleich nach dem Fall der Mauer über die wieder offene Glienicker Brücke aus Berlin zu uns herüber kamen. Potsdam sah im Winter 1989 anders aus als heute. Da brauchte es den fantasievollen Blick eines Prinzen, um sich vorzustellen, was aus diesem grauen Aschenputtel einer Stadt werden konnte.
Günther Jauch kannte das Skript des Märchens: Er verliebte sich, man zog zusammen, und Aschenputtel machte Karriere als Schönste und Strahlendste unter den deutschen Landeshauptstädten.
Günther Jauch ist ein Stadtbürger wie ihn sich jeder Bürgermeister nur wünschen kann. Er nimmt sich zu Herzen, was in Potsdam geschieht. Er entwickelt Ideen, die noch keiner hatte, und setzt tatkräftig um, was er sich vorgenommen hat. Ich habe mich deshalb riesig gefreut über die Nachricht, dass dieser unser Günther Jauch mit dem renommierten Montblanc-Preis für Kultursponsoring ausgezeichnet wird.
Mit jedem einzelnen der Projekte, die von den Juroren als preiswürdig erkannt wurden, ist eine ganz besondere Geschichte verbunden. Aber keine Angst, ich werde sie nicht alle erzählen. Vielmehr möchte ich auch diese Gelegenheit nutzen, um ganz einfach Dank zu sagen.
Dank für die Wiedererrichtung des Fortuna-Portals in Potsdams alter Mitte mit einer rekordverdächtigen Spendensumme von dreieinhalb Millionen Euro. Man kann das nur als meisterhaften Coup bezeichnen.
Die Verabredung mit der deutschen Zementindustrie - Werben mit Günther Jauch als Gegenleistung für die Baufinanzierung - ist ein so genialer Streich, weil alle Beteiligten profitierten und mit Spaß und Elan bei der Sache waren.
Ich habe mich gefragt, was eigentlich das Geheimnis dieses Erfolgs ist, und ich glaube, dass ich Günther Jauch auf die Schliche gekommen bin: Er ist nämlich nicht nur Stifter, nein, er ist ein Anstifter reinsten Wassers, ein Unruhestifter wie er im Buche steht. Er bringt etwas ein und erreicht damit, dass andere sich anschließen und mitmachen, bis im Schneeballeffekt etwas ins Rollen kommt.
Fördern und Fordern, heißt die Devise des modernen Staates, wie wir sie in der Sozialpolitik praktizieren. Wenn wir bei allen schönen Worten einmal ehrlich sind, soll das vor allem bedeuten, die Schlafmützen in Gang zu bringen. Günther Jauch hat den Spieß umgedreht. Er ist derjenige, der fördert und damit die Öffentlichkeit fordert, ihren Teil beizutragen. Beispiel Marmorpalais im Neuen Garten, nicht weit vom Cecilienhof - eines der romantischsten Kleinode der Potsdamer Schlösserlandschaft: Günther Jauch sah, dass sich die Arbeiten am maroden Dach verzögerten. Jeder Häuslebauer weiß, dass dadurch irreparable Schäden zu entstehen drohen.
Unser Preisträger bot also eine sechsstellige Summe aus seiner Privatschatulle für die Restaurierung des Kloeber-Saales an, unter der Bedingung, dass die Stiftung Schlösser und Gärten sich im Gegenzug bereit erklärte, das Dach darüber dicht zu machen. Ein Angebot, das man nicht ausschlagen kann.
Günther Jauch weiß, dass er populär ist, aber es ist ihm unangenehm, von seiner Person viel Aufhebens zu machen. Stattdessen nutzt er die Aufmerksamkeit, die sein Name hervorruft, und lenkt sie schlau um auf Sachen, die es verdienen, stärker beachtet zu werden. Beispiel Alter Stadtkanal. Eine ganze Reihe von Potsdamer Bürgern bemüht sich darum, dieses noch von zugewanderten Holländern stammende Markenzeichen der Innenstadt Stück für Stück wieder freizulegen. Günther Jauch schloss sich an und half beim symbolischen Verkauf der gusseisernen Geländerpfosten entlang des Kanals, mit dem Spendenmittel eingeworben werden. Er selbst erwarb glaube ich gleich Pfosten für seine ganze Familie.
Viele viele andere sympathische Dinge stehen heute nicht im Mittelpunkt, zum Beispiel dass Günther Jauch ein leidenschaftlicher Familienvater mit beneidenswert vielen Töchtern ist. Oder dass er gern bei Sonnenuntergang mit seinem Floß über den Heiligen See schippert und den lieben Gott einen guten Mann sein lässt.
Auch von seinen zahlreichen Engagements für Brandenburg und Potsdam habe ich nur die Spitze der Pyramide erwähnt. Man müsste etwa unbedingt noch darüber sprechen, dass Günther Jauch bei der so genannten Potsdamer Beton-Kanu-Regatta - Sie ahnen, der Sponsor kommt aus der Baubranche - mitgepaddelt ist und die Endläufe moderierte.
Oder über seine Hilfe für die Behindertenbetreuung der Diakonie. Oder über seinen Beitrag für den Buchbestand der Stadt- und Landesbibliothek.
Aber die Zeit ist begrenzt, und das Publikum scharrt schon mit den Füßen.
Eines möchte ich auf keinen Fall versäumen. Im Namen des Landes Brandenburg habe ich Dank an das Haus Montblanc zu sagen. Der von Ihnen verliehene Preis für herausragende Leistungen des Mäzenatentums kann gar nicht genug gelobt werden. Sie helfen damit, das bürgerschaftliche Engagement zu neuer Blüte zu bringen. Sie würdigen Menschen, die Vorbilder des Gemeinwesens sind. Sie ehren Persönlichkeiten, die nicht nur materielle Werte spenden, sondern ideelle Impulse geben, die unsere demokratische Gesellschaft lebendiger machen.
Lieber Günther Jauch!
Zweimal erhielten Sie die Goldene Kamera, zweimal den Bayrischen Fernsehpreis, den Deutschen Fernsehpreis auch, die Goldene Henne und den Goldenen Löwen sowie den Adolf-Grimme-Preis - Sie müssen Platz machen auf dem Regal, denn nun kommt der Montblanc-Stifterpreis hinzu.
Herzlichen Glückwunsch! Die Brandenburgerinnen und Brandenburger und natürlich die Potsdamer freuen sich mit Ihnen. Die Stadt weiß, was Sie an Ihnen hat.
In einem Interview haben Sie unlängst den schönen Satz gesagt: "Ich bin jetzt hier so viele Jahre und da geh ich auch nicht mehr weg." Das ist doch ein Wort!
Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit!